Reportage ist eine der schwierigsten fotografischen Disziplinen, sagt Ludvík Daněk

Heute bringe ich euch den versprochenen zweiten Teil des Interviews mit dem Fotografen Ludvík Daňek, dessen Fotografien mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Ihr ehrfahrt, wie er mit dem Fotografieren von Hochzeiten angefangen hat, wie es war, mit einem berühmten Schweizer Fotografen zu arbeiten und was seine Pläne für die Zukunft sind.

Das letzte Mal endete unser Interview mit der Frage, was das Schwierigste an der Arbeit eines Hochzeitsfotografen ist. Aber bevor wir dazu kommen, möchte ich noch fragen, ob es sonst noch etwas gibt, das du bei Schweizer Hochzeitsbräuchen noch interessant findest? 

Ich war überrascht, dass die Schweizer den Trauringen so großes Gewicht beimeßen. Sie zögern nicht, dafür eine Menge Geld auszugeben und die Ringe werden oft bei Familien-Juwelieren bestellt, das heisst beim Juwelier, wo früher schon die Eltern und Grosseltern ihre Ringe gekauft haben.

Wie hast du eigentlich mit der Hochzeitsfotografie begonnen?

Ich begann auf dem Gebiet der Landschaftsfotografie, wo meine Bilder mit zahlreichen internationalen Preisen (auch hier in der Schweiz) ausgezeichnet wurden. Dann habe ich auch Portrait- und Familienfotos gemacht. Aber ich habe gemerkt, dass meine Arbeit im Studio mich nicht sehr erfüllt, weil sie weniger kreativ ist. Da vermisse ich die Action. Ich muss unter Menschen sein und fühle mich gern wie ein Fotoreporter. Im Meistern von Herausforderungen erlebe ich Erfüllung.

Wie bist du zum Hochzeits-Fotografen geworden?

Die ersten Hochzeitsbilder, die ich veröffentlicht habe, stammen von meiner eigenen Hochzeit. Ja, teilweise habe ich meine Hochzeit persönlich dokumentiert 🙂 Es war ein Sprungbrett. Die Fotos, die ich hier in der Schweiz meinem Chef zeigte, gefielen ihm und er bat mich, Fotos von seiner Hochzeit zu machen. Dann rollte es langsam. In der Schweiz begann ich Hochzeiten beruflich im Team des Hochzeitsfotografen Frank Hedrich zu fotografieren.

Bei Frank Hedrich wollen wir kurz anhalten. Wie bist du zu diesem berühmten Schweizer Fotografen gekommen?

Seine Aufnahmen haben mich begeistert, da gibt es mehr als übliche Hochzeitsfotos. Ich kontaktierte ihn und meine Fotos nahmen ihn gefangen. Er sagte mir sogar, dass ich Fotos “von Herzen” machen würde. Er nahm mich mit zu den Hochzeiten, die er gemacht hatte. Zuerst hat er mit mir einen Vertrag abgeschlossen und so wurde ich Mitglied seines Teams. Die Zusammenarbeit dauerte nur ein Jahr, denn ich wollte meinen eigenen Foto-Stil realisieren und vertiefen. Wie auch immer, die Zusammenarbeit mit ihm war eine großartige Erfahrung, ist er doch ein 100%iger Profi mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Auch er hat seine Foto-Handschrift, und wenn ich mal keinen freien Termin habe, so empfehle ich ihn.

Was unterscheidet Hochzeitsfotografie von anderen fotografischen Bereichen?

Jeder fotografische Bereich hat seine eigenen Besonderheiten. Aber ich wage zu sagen, dass der Hochzeitsbericht eine der schwierigsten Disziplinen ist. Du kannst die Hochzeit nicht wiederholen. Wenn du nach Afrika reist, um einen Löwen zu fotografieren, und die Fotos nicht gut sind, dann verlierst du nur dein Geld und deine Zeit, aber du wirst niemanden verletzen. Du hast einfach keine Fotos und kannst es in einem Jahr wieder versuchen. Aber versuche den jungen Vermählten zu sagen, die Fotos könnten nicht gelingen! Wäre es möglich, nochmals zu heiraten?

Was ist also das Schwierigste daran, Hochzeitsfotograf zu sein?

Wie gesagt: Hochzeitsfotografie ist generell eine der schwierigsten fotografischen Disziplinen. Es ist hauptsächlich eine Reportage, aber man muss die Landschaft anfassen können, Emotionen porträtieren und erfassen und motivieren. Der Hochzeitsfotograf muss perfekt auf die Technik abgestimmt sein, er muss sofort beeindruckende Kompositionen finden, Entscheidungen treffen, Veränderungen der Lichtverhältnisse voraussehen und eindämmen. Nebst all dem ist es sehr wichtig, selber ein Gast zu sein und anderen Gästen und dem Hochzeitspaar ein Lächeln abzugewinnen.

Wer sind deine Vorbilder?

Das ist schwer zu sagen. Ich versuche nicht, nach Vorbildern zu suchen, bewundere jedoch die Arbeit vieler Fotografen. Müsste ich aber einen nennen, ist es Agustín Regidor. Seine Fotos begeistern mich wirklich, weil sie nicht alltäglich sind und man die Aktion sehen kann.

Lockt es dich, etwas Neues in der Fotografie auszuprobieren?

Ich möchte eine Hochzeit in Venedig/Italien fotografieren. Und die Braut sollte das Kleid von Blanka Matragi tragen. Ich war in Venedig mit meiner Frau auf Hochzeitsreise. Es ist ein wunderschöner romantischer Ort mit einer besonderen Atmosphäre. Außerhalb der Schweiz und der Tschechischen Republik habe ich Hochzeiten in Spanien und Deutschland fotografiert, und ich habe Anfragen aus England. Aber ich würde gerne eine traditionell mährische Trachtenhochzeit fotografieren.

Hat dich dein Beruf als Fotograf im Alltagsleben verändert?

Jetzt versuche ich es zu vermeiden, aber im Urlaub mit meiner Familie stahl ich mich frühmorgens schon mal aus dem Hotelzimmer, um ein Bild vom Sonnenaufgang zu machen. Und vom Abendessen lief ich weg, um den Sonnenuntergang zu fotografieren.

Wie schwierig ist es für einen Fotografen, einen Auftrag zu bekommen? Welche Rolle spielen Referenzen?

Wenn die Leute meinen Namen und das nötige Vertrauen haben, gibt es kein Problem mit Aufträgen. Als Ausländer schätze ich das Vertrauen sehr und bin dankbar für die tolle Erfahrung mit der Hochzeitsfotografie in der Schweiz. Ich betrachte Referenzen als die beste Reklame. Wenn ich meine Brautpaare frage, woher sie von mir wissen, bekomme ich die Antwort, dass jemand von ihren Freunden mich empfohlen habe. Das ist mir eine grosse Freude. Ich liebe die Arbeit als Hochzeitsfotograf und sie schenkt mir Befriedigung. Und das hilft mir, auch scheinbar unmögliche Dinge zu ermöglichen.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

In Zukunft möchte ich mich definitiv der Fotografie widmen. In naher Zukunft plane ich, von der Schweiz in die Tschechische Republik zurückzukehren und natürlich weiterhin Hochzeiten zu fotografieren. Ich möchte einen Kontaktpunkt für Vor-Hochzeit-Treffen eröffnen. Außerdem kehren einige Kunden für Aufnahmen ihrer Kinder zu mir zurück. Darum plane ich auch ein Fotostudio.

Ludvík Daněk (Künstlername Ludwig Dalen) wurde vor 45 Jahren in Südostmähren geboren. Er verbrachte einen bedeutenden Teil seines Lebens im Ausland, wo er mit Fotoshootings begann. Nach Erfolgen auf dem Gebiet der Landschaftsfotografie (seine Fotografien wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet), begann er vor 9 Jahren mit Hochzeitsfotografie, wo er ebenfalls als Spitzenfotograf gilt. Mehr auf seiner Website.

Kategorien: Im Gespräch mit, Schweiz
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Autorin

Hana Hurábová

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