Bei Röthlisberger’s Obst & Most in Ersigen dreht sich im Moment alles um die Äpfel

Eines der Dinge, die uns am Anfang unseres Aufenthalts in der Schweiz überraschten, war die Existenz so vieler Familienunternehmen. Ob es Baugewerbe, Hotels, Restaurants, Malergeschäfte, Garagen, Bäckereien, aber auch Familienbauernhöfe sind. Diese Tradition war auch in unserem Land in der Vergangenheit, aber mit dem Aufkommen der Kommunisten und nach der Kollektivierung sind Familienunternehmungen verschwunden. In der Schweiz hat diese gewaltsame Unterbrechung der Familienwerte nicht stattgefunden, Familienunternehmen haben hier seit Jahrzehnten Tradition. Das ändert nichts daran, dass sich jede Generation immer wieder viel Mühe geben muss.

Die Familie Röthlisberger baut bereits in der dritten Generation Obstbäume, insbesondere den Anbau von Äpfeln, Kirschen und Birnbäumen. Sie haben total 8 Hektaren Apfelplantage, ein zwei Hektar grosse Apfelplantage befindet sich direkt hinter ihrem Bauernhof in Ersigen und ist schon von weitem zu sehen. Der Selbstbedienungsladen befindet sich direkt in den Räumlichkeiten ihres grossen, über 200 Jahre alten Bauernhauses. Neben Äpfeln, Honig, anderem Obst und Gemüse, je nach Saisonangebot, enthält das Sortiment auch den Apfelmost, für welchen sie Auszeichnung bekommen haben.

Mir ist klar, dass die Obstproduktion viel Arbeit bedeutet. Könnt ihr mir bitte beschreiben, welche Arbeiten im Verlauf von einem Jahr zu bewältigen sind in euer Obstanlage?

Im Januar schneiden wir alle Obstbäume. Es sind 4 Personen während zweieinhalb Monaten am Bäume schneiden (wir haben ca 1 600Bäume). Wir müssen auch Reparaturen an Hagelnetze machen und Pfälle erneuern. Im Mai (nach der Blüte) öffnen wir die Hagelnetze damit die Bäume vom Hagel verschont bleiben. Sehr wichtig ist, dass wir Schädlinge und Krankenheiten beobachten und wenn nötig reagieren und ausspritzen. Je nach Wetter kümmern wir uns um das Bewässern der Bäume. Behangsregulierung ist sehr wichtig. Wenn zu viele Früchte an den Bäumen hängen, werden wir von Hand ausdünnen, das heisst abschneiden. Alle 14 Tage muss man das Gras zwischen den Baumreihen mähen. Mäuse bekämpfung ist eine ganzjährige Tätigkeit.

Foto: Archiv der Familie Röthlisberger-Wolleb

Zirka Anfang Juni startet die Kirschenernte – nach dem ablesen werden die Kirschen hand-sortiert, abgepackt und bereit zum Verkaufen gemacht. Das gleiche kommt mit Himbeeren, Zwetschgen, Mirabellen und Pfirsiche. Ende August beginnt die Ernte der Äpfel und Birnen. Das bedeutet also zugleich Start in der Mosterei, die Arbeiten dauern bis zirka mitte November.

Dann müssen die Hagelnetze zusammen gebunden werden, damit sie nicht vom Schneedruck zerstört werden. Maschinen, mit denen gearbeitet wurde, müssen ebenfalls „gepflegt“ werden. Ende Jahr, werden sie gründlich geputzt und wenn nötig repariert.

Nach der langen Herbstsaison draussen, heisst es nun ab ins Büro und alles liegen gebliebene abzuarbeiten.

Foto: Archiv der Familie Röthlisberger-Wolleb

Welche Äpfelsorten habt ihr auf eurem Hof?

Gala, Diwa, Golden, Jonagored, Gravensteiner, Calmac, Boskoop, Rubinette, Pinova, Braeburn, Idared, Sweet-Tango, Delorque.

Birnen: Williams, Conference, Kaiser Alexander.

Ist euer Betrieb Bio?

Nein, wir produzieren nach Suisse Garantie und Swiss Gap. Wir versuchen so wenig wie möglich aber so viel wie nötig Pflanzenschutzmittel einzusetzen.

Beobachtet ihr den „Geschmack“ der Kunden? Welche Sorten sind am besten zu verkaufen?

Ja, wir beobachten den Konsum der Kunden. Unsere stärke ist die Vielfalt an Apfelsorten und wir versuchen von früh Sorten bis Lagersorten alles anbieten zu können.

Könnt ihr mir bitte sagen, wo überall kann man euren Äpfel und ausgezeichneten Süssmost kaufen? Ist es nur in eurem Laden oder ist es auch erhälltlich irgendwo in den näheren Umgebung?

Wir produzieren für das Programm AdR (Aus der Region, für die Region) also sind unsere Äpfel in der Migros zu kaufen. Weiter ist unser Obst  in verschiedenen Landis und diversen Hofläden erhälltlich. Auch in Restaurants oder Kantinen.

Ihr kultiviert auf ingesamten acht Hektaren Obst: Teil davon Äpfel, Teil davon Birnen und Kirschen, ist das Richtig so? Solch eine Arbeitslast kann nicht von zwei Personen bewältigt werden, oder? Beschäftigt ihr auch Aushilfekräfte? Beschäftigt ihr nur Schweizer oder auch Ausländer?

Wir haben noch Zwetschgen, Mirabellen und Himbeeren. Wir beschäftigen 2 Festangestellte, 1 Lehrling und in der Saison 10 Teilzeitangestellte. Wir haben sowohl Schweizer wie auch Ausländer.

Foto: Archiv der Familie Röthlisberger-Wolleb
Foto: Archiv der Familie Röthlisberger-Wolleb

Habt ihr auch Lehrlinge? Was ist eure Motivation zum Lehrlinge beschäftigen?

Ja, wir haben immer ein Lehrling. Unsere Motivation ist, unser Wissen weiter zu geben und somit den Nachwuchs in unserer Branche zu erhalten.

Wie sind eure Pläne für die Zukunft?

Stabilität in unseren Berufsalltag zu bringen. Wir wünschen uns, dass die heutige Agrarpolitik uns nicht zum Aufgeben des Hofes zwingt. Unser Hofladen ins uns sehr wichtig. Wir möchten viele Produkte selber vermarkten. Es ist sehr schön zu sehen, wie viele Leute es schätzen, die Äpfel direkt bei uns zu kaufen. Der Kundenkontakt ist sehr wichtig.

Wäret ihr stolz wenn eure Kinder einmal den Hof übernehmen würden?

Natürlich würde es uns freuen, wenn der Früchte Hof auf irgend eine Weise weitergeführt würde. Wir möchten aber unsere Kinder nicht dazu verknurren, sie sollen einmal machen was ihnen Freude bereitet. Wer weiss, was all die Jahre noch alles mit der Landwirtschaft passiert…?

Die neue Hoftafel, die am 17. November eingeweiht wurde

Wenn ihr Obst und Gemüse bei lokalen Obstbaeurn kaufen, solltet ihr unbedingt in Ersigen kaufen 🙂 Röthlisberger´s Obst & Most findet ihr in Hintergasse 3, 3423 Ersigen.

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Kategorien: Im Gespräch mit, Lebensgeschichten
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Autorin

Hana Hurábová

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