Neuenburg ist eine Stadt westlich von Bern am Ufer des gleichnamigen Sees, die nicht nur eine tausendjährige Geschichte, Architektur im Stil von Louis XVI, sondern auch schöne Denkmäler aus der Zeit der Belle Époque vorweisen kann. Zum Charme trägt auch bei, dass viele dieser prächtigen Gebäude aus lokalem gelben Sandstein gebaut sind, was Neuenburg einen Hauch von Unterschied zu anderen Schweizer Städten verleiht (wie z.B. dem bereits erwähnten Bern, wir müssen also nicht weit fahren). Eine der größten Attraktionen der Stadt ist sicherlich ihre Lage am Seeufer mit Blick weit in die Alpen, aber auch die lokalen Wahrzeichen – die Collégiale-Kirche und das Schloss auf dem Hügel über dem See.
Anreise
Mit dem Auto: Es dauert 45 Minuten von Bern nach Neuenburg. Nehmt die Autobahn A1 in Richtung Neuchâtel, dann die Ausfahrt 29 Murten/Fribourg/Neuchâtel. Im Stadtzentrum gibt es mehrere Parkhäuser. Wir haben im Parking du Port geparkt. Das Parken für 3 Stunden kostete 6 Franken.
Mit dem Zug: Es gibt eine direkte Linie S5 von Bern nach Neuchâtel. Die Fahrzeit beträgt 34 Minuten. Der Bahnhof liegt oberhalb der Stadt, zu Fuss sind es ca. 12 Minuten bis ins Zentrum.
Belle Époque in der Stadt
Lasst mich mit einer kurzen historischen Anmerkung beginnen: Belle Époque (übersetzt: Schöne Zeiten, schöne Epoche) ist eine Verbindung, die den Zeitraum der europäischen Geschichte zwischen 1890 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bezeichnet. Es war eine Zeit des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts, des wirtschaftlichen Erfolgs, des Friedens in den politischen Beziehungen, des Aufblühens der Kultur in Frankreich, Grossbritannien oder der Österreich-Ungarischen Monarchie. Es war eine Zeit, in der das kulturelle Leben ein noch nie dagewesenes Niveau erreichte – in der Kunst herrschten Jugendstil, Impressionismus und Modernismus, und es war in, sich in Cafés auf breiten Boulevards zu treffen, Kabarettvorstellungen zu besuchen oder zur Beruhigung der Nerven in Seebäder zu reisen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte auch Neuenburg die mit der Entwicklung der Stadt verbundenen „schönen Zeiten“. In der Stadt selbst kann man einen von diesen goldenen Jahren inspirierten Rundgang „Neuenburg in der Belle Époque“ machen, bei dem man in der Zeit zurückgeht und entdeckt, wie man vor hundert Jahren in Neuenburg lebte. Wir haben diese Elemente in der Stadt selbst entdeckt, aber im Tourismusbüro kann man auch eine Führung vereinbaren und an einer Schnitzeljagd teilnehmen: man wird verschiedene Aufgaben erfüllen und nach Wandmalereien und dekorativen Elementen suchen, die von der Belle Époque inspiriert sind. Mehr Informationen findet ihr hier.
Stadttour
Wir begannen unseren Stadtrundgang direkt im Port, dem Ankunftsort der Schiffe, die alle drei Seen (nicht nur den Neuenburgersee, sondern auch den Bieler- und den Murtensee) befahren. Ja, ich vergass zu erwähnen, dass die ganze Gegend wegen dieser Seen, die in unmittelbarer Nähe liegen, 3 Seenland genannt wird.
Dann gingen wir zu einem nahe gelegenen Tourismusbüro (das sich im Hauptpostgebäude am Place du Port befindet). Obwohl es in der Nebensaison sonntags geschlossen ist, findet man vor dem Büro Stände mit Karten und Führern. In einem von ihnen gab es eine schön markierte Route durch Sehenswürdigkeiten der Stadt, also zögerten wir nicht und folgten dieser Route.
Unsere Schritte folgten dann der Fabourg du Lac und der Rue de l’Orangerie zum Palais du Peyrou, einer prächtigen Residenz im Stil Ludwigs XVI. umgeben von Gärten im französischen Stil. Der Palast wurde zwischen 1765 und 1770 für Pierre-Alexandre DuPeyrou erbaut, der ein enger Freund von Jean-Jacques Rousseau war und nach dem Tod des Schriftstellers 1788 die erste vollständige Ausgabe seines Werkes in Genf veröffentlichen liess.
Was auf der Karte wie ein verworrener Knoten mit den Nummern 7 – 11 aussieht, ist im Grunde ein Gewirr von Strassen, die vom Croix-du-Marché ausgehen. Aber wir wurden von der interessanten Strasse Rue de Chavannes angezogen (wenn man am Brunnen La Fontaine de la Justice aus dem 16. Jahrhundert rechts abbiegt). Die Kinder genossen es, sie rauf und dann runter zu laufen.
Der bereits erwähnte Croix-du-Marché hätte eine noch schönere Ambiance, wenn Restaurants geöffnet wären – zum Zeitpunkt unseres Besuches kauerten die Tische und Stühle traurig in den Ecken des Platzes.
Vorbei am Uhrenturm des Tour de Diesse, der im 10. Jahrhundert als Teil der Befestigungsanlagen erbaut wurde, gingen wir die Treppen zum Schloss hinauf. Vorher warfen wir aber noch einen Blick auf die Fontaine du Griffon. Aus ihr soll 1668, während des Besuchs des Herzogs Charles-Paris d’Orléans und seines Bruders, Wein statt Wasser geflossen sein während der Feierlichkeiten.
Wenn man mit dem Kinderwagen einen Rundgang durch die Stadt macht, kann man links in die Rue du Château einbiegen und die Treppe umgehen.
Schloss
Das Schloss, das aus dem 12. Jahrhundert stammt, ist einer der Höhepunkte des Stadtrundgangs. Bei einem Spaziergang entlang der Befestigungsanlagen, der um den Fuss der Aussenmauern herumführt, erhält man einen guten Überblick darüber, wie massiv das Schloss ist.
Kollegiatskirche
Ein Spaziergang entlang der Festungsmauern „spuckte“ uns an der Kollegiatskirche aus, die ein Lehrbuchbeispiel für frühgotische Architektur ist (glaubt mir, ich habe die Matura in der Kunstgeschichte gemacht 🙂 ). Sie wurde 1276 als katholische Kirche eingeweiht, aber dann kam die Reformation und sie ist jetzt Teil einer protestantischen Gemeinde.
Dann gingen wir zurück in Richtung See, mit einem kurzen Stopp auf dem Place de Halles, der mit Architektur aus der Zeit Ludwigs XIV. geschmückt ist. (und ich musste einfach ein Foto vom Maison des Halles haben). Wir genossen die mediterrane Ambiance am Quai Ostervald und machten uns auf den Heimweg mit dem Gedanken, dass wir bestimmt bald wieder hierher zurückkehren würden.
Maison des Halles Place Pury Quai Ostervald
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