Laupen – eine charmante mittelalterliche Stadt am Zusammenfluss zweier Flüsse

„Was können Sie mir über die Stadt Laupen sagen?“ Wenn ich euch das auf der Strasse oder in einer Fernsehspielshow fragen würde, hättet ihr wahrscheinlich keine Antwort. Und ihr wisst vielleicht auch gar nicht, wo Laupen liegt. Ich wusste also, wo man Laupen suchen kann (ja, es ist eine Autobahnausfahrt kurz ausserhalb von Bern), aber ich hatte bis vor kurzem absolut keine Ahnung, dass es dort noch etwas anderes gibt als den BEO Funpark. Aber darum geht es in meinem heutigen Beitrag gar nicht. Ich werde euch etwas viel Interessanteres zeigen!

Ein Stück Geschichte von Laupen

Das 25 Kilometer von Bern entfernte Städtchen am Zusammenfluss von Sense und Saane blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Seine Lage am Zusammenfluss der beiden Flüsse war in der Römerzeit ein strategischer Punkt, als die Römer den Flussübergang als Verbindung zwischen Aventicum (dem heutigen Avenches) und der Siedlung auf der Halbinsel Enge bei Bern nutzten. Im Mittelalter wurde am Fuss des Burgfelsens eine kleine Siedlung gegründet, der König Rudolf I. von Habsburg 1275 den so genannten „Freibrief“ erteilte. Laupen erhielt damit die gleichen Rechte wie die Stadt Bern und war gleichzeitig Festungs- und Reichsstadt, Grenz- und Brückenstadt und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Üechtland. Eine beachtliche Leistung für eine Siedlung mit damals nur 250 Einwohnern!

Die strategische Lage von Laupen zog den Adel an, der es als wichtigen Grenzpunkt zur Sicherung seiner Territorien nutzte. Die grössten Handänderungen in Laupen fanden im 13. Jahrhundert statt, als es zu verschiedenen Zeiten den Kyburgern, Habsburgern und Savoyern gehörte. Die unzähligen Handänderungen der adligen Besitzer endeten 1324 mit dem Kauf der Herrschaft Laupen aus der Pfandschaft von Bern. Laupen wurde zur ersten bernischen Landvogtei.

Laupenkrieg

Zu dieser Zeit gelang es den Bernern, ihr Territorium auf beiden Seiten der Aare erheblich auszuweiten. Diese Expansion gefiel dem burgundischen Adel und der rivalisierenden Stadt Freiburg nicht, auf deren Kosten die Berner expandierten. So begann am 10. Juni 1339 die Belagerung des Schlosses Laupen durch burgundische und freiburgische Armeen sowie durch verbündete Heere von Bischöfen, verschiedenen Grafen und Adligen. Die Anzahl der Burgbesatzung betrug etwa sechshundert Mann, die des Belagerungsheeres 12.000 Mann. Der Abschluss der elftägigen Belagerung war die Schlacht beim nahen Bramberg am 21. Juni 1339. Den Bernern gelang es mit Hilfe ihrer Verbündeten aus der Innerschweiz, die Adligen zu unterdrücken und die Garnison von Laupen zu befreien. Obwohl die Burg und die Stadt während der Belagerung beschädigt wurden, konnten sie wieder instand gesetzt werden.

In den folgenden Jahrhunderten verlor Laupen jedoch an Bedeutung, nachdem die Brücken nach Gümmenen und Neuenegg gebaut worden waren und Laupen damit seine Bedeutung als Durchgangsort und damit seine Einnahmen verlor. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Bau von Talstrass und Eisenbahn, die Menschen wieder nach Laupen zu bringen, und Industrieunternehmen holten Laupen aus seiner Armut heraus.*

Laupen Altstadt „Stedtli“

Von den ursprünglich drei Stadttoren stehen heute nur noch zwei – das Berntor beim Schloss und das Freiburgtor am Kreuzplatz. Beim Eingang in die Altstadt findet man die Überreste des Murtentors.

Heute ist Laupen mit seinem denkmalgeschützten historischen Zentrum ein Ort von nationaler Bedeutung.

Schloss Laupen

Das Schloss Laupen, das sich majestätisch auf einem hohen Sandsteinfelsen erhebt, gilt als das Wahrzeichen der Region. Man nimmt an, dass es um die erste Jahrtausendwende oder bereits im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Damit ist sie eine der ältesten erhaltenen Burgen in der Region Bern. Seit 2012 ist das Schloss im Besitz der Stiftung, die sich um den Unterhalt und Betrieb des Schlosses und seiner Umgebung kümmert.

Das Schloss ist von April bis Oktober jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 13:30 bis 16:30 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen. Sie bietet den Besuchern die Möglichkeit, zum Beispiel den gewaltigen Rittersaal zu besichtigen. Es handelt sich um einen der besterhaltenen Rittersäle der Schweiz, der um 1315 erbaut wurde und sich im wertvollsten Teil der Burganlage befindet – dem an die Ringmauer angebauten Palast.

Museum Schloss Laupen

Im Gebäude des spätgotischen „Neuen Schlosses“, das als Wohnsitz des Schlossvogts errichtet wurde, sind Innenräume aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Heute befindet sich hier eine Dauerausstellung des Schlossmuseums. Diese vereint die Geschichte des Schlosses und der Stadt Laupen (genannt „Stedtli“) und ihrer Umgebung. Die Dauerausstellung ist in vier Teile gegliedert: Laupenkrieg (die Belagerung von Laupen und die Schlacht auf dem Bramberg, ein Modell des Schlachtdenkmals…), das Schloss Laupen und das Stedtli (Stedtli-Modell im Massstab 1:200, die Baugeschichte des Schlosses, Bau-,Verkehrs- und Wirtschaftsentwicklung des Städtschens), Funde (mittelalterliche, römische und vorrömische Fundstücke) und Filme über die Geschichte von Laupen.

Während meines Besuchs konnte ich eine Ausstellung über Persönlichkeiten sehen, die mit Laupen verbunden sind, ich warf einen Blick ins Trauungslokal und bewunderte im obersten Stockwerk die Ausstellung, die den Burgen und Schlössern im Kanton Bern gewidmet ist (ich werde wahrscheinlich auch bald einen Artikel über dieses Thema schreiben 🙂 ).

Käfigturm

Ein massiver Wehrturm im westlichen Teil ist ebenfalls Teil der Schlossanlage. Er ist von der Stadt aus gesehen besonders eindrucksvoll. Er wurde um 1660 in seiner heutigen fünfeckigen Form erbaut und ersetzte einen älteren Währturm mit einem Zinnenkranz. Später wurde er als Gefängnis genutzt, weshalb er auch als Käfigturm bekannt wurde. Hier findet ihr auch eine interessante Ausstellung aus der Zeit, als er als Gefängnis genutzt wurde. Man erfährt unter welchen Bedingungen die Gefangenen und ihre Wärter lebten und tauchen auch in die tragische Geschichte der „berühmtesten Gefangenin“, Barbara Weber, ein, die 1812 zum Tode verurteilt wurde.

Im äusseren Teil der Schlosses kann man durch die Basteien gehen, die einen herrlichen Panoramablick bieten. Hier befindet sich auch eine der Spielstationen des interaktiven Spiels Krimispass (das ich hier im Blog vorgestellt habe).

Wer nicht genug vom Schloss bekommen kann, kann es für Veranstaltungen mieten oder dort übernachten. Alle Informationen dazu findet man auf der Website der Stiftung Schloss Laupen.

*QUELLEN

Webseite von Laupen

Broschüre von Laupen Tourismusbüro

Swisscastles.ch

Wikipedia

Kategorien: im Kanton Bern, Schlösser, Städte
Einzigartige Lichtshows und Festivals in der Schweiz
Einzigartige Hängebrücken und Stege in der Schweiz

Autorin

Hana Hurábová

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